BWW Reviews: KEIN PARDON in Düsseldorf

By: Oct. 25, 2012
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Samstag Abend: 20.15 Uhr. Das war damals in unserer Familie Fernsehzeit. Zeit auf der Couch für "Verstehen Sie Spaß?" mit Paola und Kurt Felix, "Flitterabend" mit Michael Schanze oder "Wetten, dass..?" mit Thomas Gottschalk (damals noch mit der Saalwette und ohne die debile Dauergrinserin Michelle Hunziker). Das Fernsehen spielt auch eine große Rolle im Leben des Peter Schlönzke. Ich weiß mittlerweile nicht mehr genau wie oft ich Hape Kerkeling's herrliche Mediensatire gesehen habe und mit Freunden die Dialoge auswendig zitiert habe. 2011 feierte die Musicalversion im Capitol Theater Düsseldorf Premiere. 

Ein gutes Jahr später bin ich bei meiner Theatertour durch NRW bei "Kein Pardon" zu Gast und erlebe einen unterhaltsamen und kurzweiligen Musicalabend. Thomas Hermanns ist mit der Idee Kerkelings Film für die Bühne zu bearbeiten, eine großartiges Unterfangen gelungen. Selten habe ich mich in einem Musical so köstlich amüsiert wie hier. Musikalisch zeigt sich das Musical von seiner besten Seite und kann mit pfiffigen Melodien von Achim Hagemann und Thomas Zaufke überzeugen. Die Geschichte ist weitesgehend gleich geblieben und fast 1:1 für die Bühne adaptiert. 

Peter Schlönzke lebt mit Mutter, Oma und Opa im Ruhrgebiet, wo die Familie einen Schnittchen- Lieferservice betreibt. Peter, der den größten Teil seiner Kindheit vor dem Fernseher verbracht hat – vor allem mit seiner Lieblingssendung „Witzigkeit kennt keine Grenzen" und deren Moderator Heinz Wäscher – wird von seiner Familie überredet, an einem Talentwettbewerb der Show teilzunehmen. Doch sein Auftritt wird zum Desaster – statt einer TV-Rolle erhält er einen Job als Kabelträger. Schnell bekommt Peter jedoch die Möglichkeit zum Aufstieg: Über die Rolle des „Lustigen Glückshasen" wird er entdeckt und übernimmt die Moderation der Sendung. In kürzester Zeit entwickelt er die gleichen Starallüren wie seinVorgänger und Idol Heinz Wäscher und schikaniert seine Mitmenschen. Und so nehmen die Ereignisse ihren Lauf – bis die Geschichte eine unerwartete Wendung nimmt ...

Die Besetzung ist erstklassig und wird von dem wunderbaren Enrico De Pieri als Peter angeführt. Stimmlich reiht De Pieri einen Glanzpunkt an den anderen ("Kumpel Nummer Eins") und wird von einem hervorragenden Ensemble unterstützt. Iris Schumacher ist als Mutter Schlönzke komödiantisch und gesanglich in Topform ("Mein Sohn ist beim Fernsehen") und die wie immer fantastische Jana Stelley holt aus der Rolle der Ulla alles heraus. Gesanglich und schauspielerisch beweist Stelley, dass sie zu den besten ihres Fachs gehört. In den Duetten mit De Pieri "Wild und frei" und "Klingelsturm" zeigt Stelley ihr gesamte Brandbeite und begeistert mit ihrem frischen Portrait jubilisierend. Überhaupt gibt es an diesem Abend großen Grund zur Freude, ja ich würde sogar soweit gehen und behaupten das man derzeit in Deutschland in keinem zweiten Musical so erstklassig unterhalten wird wie in "Kein Pardon". In mehr als vier verschiedenen Rollen beweist Heike Schmitz das es keine kleinen Rollen gibt, wenn sie so brilliant gespielt werden wie von ihr. Ob als prollige Nachbarin, als Mutter von "Shootingstar" Bettina oder Tante Irmgard. Es ist eine Freude diese wundervolle Schauspielerin zu erleben. Grandios!

Der Humor von Kerkeling funktioniert auch auf der Bühne wunderbar. Es ist die Begegnung mit vielen alten und lieb gewonnenen Bekannten aus dem Film in einem frischen Gewand. Auf der Leinwand spielte damals Heinz Schenk den Egomanen Heinz Wäscher. Ich habe Schenk vor Jahren, als ich fürs Fernsehen arbeitete kennen gelernt, und niemand ist von der Rolle des Wäschers weiter entfernt als er. Schenk war so sympathisch und herzlich, dass ich ab diesem Zeitpunkt noch mehr Respekt für seine Leistung des hessischen Ungetüms hatte. Auf der Bühne des Capitol Theaters spielt nun Tetje Mierendorf den Show Moderator. Hier komme ich zum einzigen Schwachpunkt. Leider besitzt Mierendorf nicht das erforderliche Charisma und die Star Quality, die diese Rolle erfordern. Er wirkt überfordert, fahrig und leider auch nicht lustig genug. Sein Dialekt ist ebenso aufgesetzt wie sein grenzwertiger Gesang. So hinterläßt der Abend einen leichten, faden Beigeschmack, kann aber dennoch das Erlebnis eines vergnüglichen tollen Abends nicht trüben.

Da das Musical nur noch bis zum 31. Dezember diesen Jahres zu sehen ist, möchte ich an dieser Stelle, was ich normalerweise nicht mache, eine dringende Buchungsempfehlung aussprechen:

Anfangszeiten: Mi 18.30 Uhr, Do + Fr 20 Uhr, Sa 15 + 20 Uhr, So 19 Uhr

Tickets unter 0211-73 44 0 oder 01805-2001 (0,14 Euro/Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min.)

und www.eintrittskarten.de sowie in allen bekannten Vorverkaufsstellen und Reisebüro


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