BWW Reviews: Uwe Kroeger und Pia Douwes singen 'Die groeßten Musical Hits'

By: Jan. 27, 2013
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Es gibt Situationen im Leben, denen man sich als Zuschauer nie ausgesetzt fühlen möchte: einen Film mit Veronica Ferres bis zum bitteren Ende sehen zu müssen, Angela Merkel mit tiefem Dekolleté bei den Wagner Festspielen oder Maria Furtwängler auf einer Theaterbühne. Und dann gibt es Momente, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen: Uwe Kröger "singt" ein Lied der britischen Sängerin Adele. Der Titel: Skyfall, Ort des Verbrechens: Friedrichstadtpalst Berlin, Anlass: das 25 jährige mumifizierte Bühnenjubiläum des Gespanns Kröger/Douwes. Wann? Gleich zu Beginn des 2.Teils der "größten Musical Hits" (da passt der zitierte Song aber auch sowas von rein).

Der Abend beginnt schon verschnarcht mit einer mäßig gelungenen Ouvertüre und der achtköpfigen Band unter der Leitung von Herwig Gratzer (Freunde nennen ihn aus den Methusalem im Künstler-Seniorenstift). Dann, und das muss ich gestehen, folgt ein Lied von dem ich niemals gedacht hätte es würde den Weg ins Programm finden, da es so innovativ, frisch und selten gesungen wird: "Willkommen" aus Cabaret. Respekt! Für diese Wahl musste Herr Kröger samt kreativem Team bestimmt lange überlegen. Wie ein paarungswütiger Platzhirsch schreit Kröger sich bereits zu Beginn in schwindelerregende und ohrenbetäubende Sphären in einem Sakko, das ihm Gut zwei Nummern zu klein ist. Während die Kostüme zu klein sind, sind die musikalischen Titel gut zwei Nummern zu groß für ihn. Seine stimmlichen Glanzzeiten sind lange vorbei und seien wir mal ehrlich: eine brillante Stimme hatte Kröger noch nie. "Stern" aus Les Miserables fällt ihm dabei ebenso zum Opfer wie "Sunset Boulevard" aus Andrew Lloyd Webbers gleichnamigen Musical. Krögers Moderationen schrauben dazu meinen Fremdschämfaktor meilenweit nach oben. Mit blasierten, flamboyant-peinlichen Floskeln und schlecht auswendig gelerntem Geschwafel hangelt er sich von einem nicht existenten Höhepunkt zum nächsten.

Die Sache mit Pia Douwes verhält sich da etwas anders: In Gesang und Technik ist sie brillant, jedoch ist da dieses eiskalt berechnende Kalkül in ihrer Stimme, was jede Wärme vermissen lässt. Jegliche Spontanität ist quasi nicht vorhanden und wird direkt im Keim erstickt. Ihre Mimik beschränkt sich auf ihre letzte Bühnenrolle der Mrs Danvers im Musical "Rebecca" und ist irgendwo zwischen manisch und verbissen - wie bei einem Kind, dass in seiner Klasse noch das Plus vor der eins haben möchte. Der Titelsong aus dem gleichnamigen Musical ist dann auch eines der wenigen Highlights des Abends, für das Douwes stehende Ovationen ihrer Anhänger erntet. Alles an Douwes wirkt zu künstlich und einstudiert als das sie damit berühren könnte. Sie bedient die üblichen Standards, die man von ihr erwartet. Überhaupt gibt es wenige bis gar keine Überraschungen: "Ich gehör nur mir", "Ich hab geträumt vor langer Zeit" und im Duett mit Kröger "Wenn ich tanzen will". Die Möglichkeit mit netten Anekdoten ihre Zuschauer zu unterhalten nutzen die beiden Darsteller leider nicht. Nur ein unnötiges "Sound Of Music" Intermezzo im Dirndl und ihr Partner in engen Lederhosen (autsch!) beweisen, dass beide nicht Meister des nonchalanten Smalltalks sind.

So bleibt die Show zwischen Selbstbeweihräuscherung und Affektivität im Sumpf der Belanglosigkeiten stecken und ist somit nur für Hardore Fans der beiden Sänger zu empfehlen.



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